Renate F.

»Das ist mein Schatz«

Renate F.
geb. 1931 in Nürnberg, seit 1960 in Italien

1960 hab ich angefangen als Dolmetscherin und Übersetzerin in einer Gesellschaft hier in Florenz. Die war mir vom Dolmetscherverein, wo ich mein Diplom gemacht hab, vorgeschlagen worden. Ich wohnte in der Pensione Margherita. Aber ich hab dann gedacht, jetzt will ich nicht mehr möbliertes Fräulein sein, sondern ich will eine kleine Wohnung. Also musste ich zu einer Immobilienagentur. Und diese wurde geführt von Senior F.: So habe ich Wohnung gesucht und Mann gefunden. Das ging, ich wusst selber nicht, wie. Er hat mir zwei Wohnungen gezeigt. Und, das hat mir mein Mann später gesagt, als wir im Aufzug hochgefahren sind, da hat er schon bei sich gedacht: »Die heirate ich.«

Mein Vater hat uns im Konfirmandenunterricht enorm viel lernen lassen. Der 90. Psalm: »Herrgott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.« – Den kann ich noch. Und ich finde, unsere Konfirmanden, die müssen nix lernen, die diskutieren. Ich denke, man braucht das, damit man später durchs Leben kommt, damit man zurückgreifen kann auf etwas, was man drin hat. Das ist mein Schatz. Und ich habe meine kleine Bibel, die hab ich von meinen Eltern bekommen. Eine kleine Senfkorn-Bibel, mit Goldschnitt. Darin lese ich immer abends.

Baptisterium San Giovanni in Florenz